
Fabian Kehle
FABIAN KEHLE, MHP – A PORSCHE COMPANY
Zukunft planen: ein strategisches Investment
Technologiewerkstatt: Können Sie als Digitalisierungsexperte Ihre Erfahrungen zusammenfassen und uns einen Tipp für die Zukunft geben?
Wir sind an einem Punkt der Digitalisierung bzw. Vernetzung angelangt, an dem uns die Masse an Daten, die wir bereits generiert haben, Fehler verzeihen. Es muss nicht immer ein Problem nach dem anderen gelöst und abgearbeitet werden. Wir Deutschen sind hier sehr problemfixiert. Mein Tipp ist, strategieorientierter zu denken und zu arbeiten, um die Zukunft mitgestalten zu können. Die Fragen: Wo sehe ich mein Unternehmen in zehn Jahren bzw. wo will ich hin, sollten mit Ideen und Handlungsansätzen besetzt werden.
Technologiewerkstatt: Die Digitalisierung eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten…
Ja, genau, wobei ich den Begriff Digitalisierung oft besser abgebildet sehe mit dem Wort Vernetzung.
Technologiewerkstatt: Ok, was „vernetzt“ MHP vorrangig?
MHP bietet IT- und Strategieberatung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Vorrangig behalten wir im Blick, was für Automobilhersteller morgen wichtig sein könnte. Dabei schauen wir in einem ersten Schritt natürlich auf die Hardware. Welche technischen Möglichkeiten gibt es, um morgen anders arbeiten zu können.
Technologiewerkstatt: Welche Themenfelder besetzt MHP noch?
Neben dem Themenfeld der Hardware-Digitalisierung beschäftigt uns das vernetzte Fahrzeug. Unser Ansatz ist, dass nicht das Internet ins Fahrzeug, sondern das Fahrzeug ins Internet muss. Nur so können dynamisch Verkehrsinfos geplant, E-Tanksäulen just-in-time reserviert und angesteuert sowie über vernetzte Routenplanung unsere Stau- und Luftprobleme vernünftig gelöst werden.
Technologiewerkstatt: Das dritte Themenfeld MHPs ist Sustainable Mobility, also nachhaltige Mobilität. Welche Fragestellungen stehen hier im Vordergrund?
Wo kommen Rohstoffe morgen her? Wo kann ich CO2-arm produzieren? Wie und wo spare ich sinnvoll Kosten ein pro Fahrzeug? Natürlich beschäftigen wir uns auch mit der Zukunft der Elektromobilität. Die Chancen der Elektromobilität für Zulieferer und Hersteller habe ich in einem Buch in Kooperation mit Prof. Dr.-Ing. Henning Hinderer und Thomas Pflugfelder detailliert erläutert. (Link zum Buch)
Technologiewerkstatt: Können Sie als Autor dieses Buches die Zukunft der Elektromobilität in einem Satz zusammenfassen?
Ja, klar. Elektroautos werden erst dann flächendeckend sinnvoll, wenn der dafür benötigte Strom und die Batterien komplett grün werden.
Technologiewerkstatt: Und zu guter Letzt gibt es noch ein viertes Themenfeld, mit dem sich MHP auseinandersetzt?
Intensiv beschäftigen wir uns auch mit dem Themenfeld der Smart City. Hauptsächlich geht es hier um die sinnvolle Verteilung und Speicherung von Energie. Denn schauen wir in die Zukunft und stellen uns vor, jede Familie müsste abends ihre Elektroautos laden, dann stünde uns ein endloses Projekt zur Verlegung von Kupferkabeln bevor. Also müssen wir umdenken. Städteplaner tun das bereits bei der Umsetzung neuer Wohngebiete. Hier wird berücksichtigt, dass Autos zukünftig energetisch versorgt werden müssen. Energie, die über Photovoltaik-Anlagen gewonnen wird, kann für Fahrzeuge genutzt werden. Dafür fließt der Strom in so genannte Strombanken, die nichts anderes als Zentralspeicher sind. Die Speicheridee wird zunehmend wichtig. Auch der Strom, der an windreichen Tagen generiert wird, soll speicherbar werden. Für die Städte ist die Kooperation mit MHP an dieser Stelle letztlich ein strategisches Invest.
Interview: Christine Seizinger, Contento-PR, WWW.CONTENTO-PR.DE